Vielleicht hast du schon andere Betroffene kennengelernt und gemerkt, dass eure Symptome sich unterscheiden. Wie kann das sein, wenn ihr doch dieselbe Diagnose habt? Oder haben sich die Ärzt:innen geirrt?
Kennst du eine betroffene Person, kennst du genau 1 mögliche Ausprägung eines CRPS. Bei anderen Betroffenen können sich die Symptome deutlich unterscheiden. Die klinischen Ausprägungen sind sehr unterschiedlich und umfassen:
Wie genau diese Veränderungen aussehen müssen, ist nicht festgeschrieben. Das bedeutet, eine Patientin kann einen eiskalten und schwitzenden betroffenen Fuß haben, der sich nicht mehr ansteuern lässt und der unwillkürlich zuckt (Dystonie). Gleichzeitig kann eine andere Patientin eine warme und deutlich geschwollene betroffene Hand haben, die keine Berührung zulässt. Beide können nach genauer Untersuchung durch eine Ärztin oder einen Arzt die Diagnose CRPS erhalten (in der Regel kennen sich Schmerztherapeut:innen am häufigsten mit der CRPS-Diagnostik aus).
In der Bezeichnung „komplexes regionales Schmerzsyndrom“ versteckt sich der Begriff Syndrom. Unter einem Syndrom versteht man in der Medizin das gleichzeitige Vorliegen bestimmter Symptome. Das lässt offen, ob es sich tatsächlich um identische Krankheiten handelt, oder ob es unterschiedliche Ursachen für dieses Syndrom gibt.
Welche CRPS-Subtypen werden vermutet? Eine Untersuchung aus dem Jahr 2023 hat Eine Untersuchung aus dem Jahr 2023 hat bestehende Daten genutzt, um nach möglichen CRPS-Subtypen zu suchen. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass es folgende Subtypen zu geben scheint:
Dabei bleibt aber unklar, ob es sich um unterschiedliche oder sich überschneidende Typen handelt. Möglicherweise, so die Autor:innen, gibt es auch Subtypen mit deutlichen Beeinträchtigungen der kognitiven Funktion. Es bleibt spannend, was die Forschung in dieser Hinsicht noch zeigen wird.
Die Unterscheidung in ein warmes und ein kaltes CRPS zeigte: Die mittlere Schmerzdauer war beim warmen CRPS kürzer als beim kalten CRPS-Subtyp – bei vergleichbarer Schmerzintensität. Daher wurde die Hypothese aufgestellt, dass es einen warmen Subtyp gibt, der bei Patienten mit akutem CRPS (< 6 Monate) häufig vorkommt, und einen relativ ausgeprägten kalten Subtyp, der sich bei chronischem CRPS am häufigsten zeigt. Entzündungsmechanismen würden am stärksten zum Subtyp des warmen CRPS beitragen, diese Mechanismen würden aber im ersten Jahr nach der Verletzung deutlich abnehmen.
Studien gaben Hinweise darauf, dass CRPS Typ I und CRPS Typ II tatsächlich relevante Subtypen sein könnten: Es könnten unterschiedliche Mechanismen an der Entwicklung der Symptome beteiligt sein. Hinweise, dass man CRPS Typ I und Typ II unterschiedlich behandeln sollte, wurden jedoch nicht gefunden. Daher hat diese Untersuchung nur Bedeutung, wen man den Krankheitsmechanismus besser verstehen möchte.
CRPS mit Remission einiger Symptome
Außerdem wurde auf einer Konferenz der internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes (IASP) eine weitere Unterkategorie angesprochen: Patient:innen, bei denen zuvor ein CRPS diagnostiziert worden war und deren Krankheitsbild sich so weit gebessert hat, dass die Diagnosekriterien nicht mehr vollständig erfüllt werden, die aber weiterhin eine kontinuierliche Behandlung der verbliebenen Symptome benötigen.
Es wurde vorgeschlagen, die Bezeichnung „CRPS mit Remission einiger Symptome“ (frei übersetzt) einzuführen, die auch in der neuen ICD-11-Version der Diagnosekriterien enthalten sein soll. Bei Patient:innen, die in diese Unterkategorie fallen, muss die Schmerzintensität nicht zwangsläufig geringer sein und ein Rückfall ist möglich.
Außerdem wurde beobachtet, dass es Patient:innen gibt, die an einem Tag die Diagnosekriterien vollständig erfüllen und am nächsten Tag nicht mehr. Aus rechtlichen und versicherungstechnischen Gründen ist es wichtig, dass die vorübergehende Nichterfüllung der Kriterien nicht mit einer "Heilung" der Erkrankung gleichgesetzt wird, insbesondere angesichts der bekannten Schwankungen der CRPS-Symptomatik.